Das neue Seniorenkulturprogramm für Juli bis Dezember 2023 ist fertig! Es bietet wieder interessante Vorträge, Ausflüge, Konzerte und regelmäßige Veranstaltungen für die Landsberger Seniorinnen und Senioren an. Reinschauen lohnt sich und mitmachen natürlich auch!
Ende Oktober nahmen 35 Seniorinnen und Senioren im Rahmen des Seniorenkulturprogramms am Tagesausflug zur Kartause in Buxheim teil. Auch wenn das Wetter sich nicht sehr freundlich zeigte, war die Stimmung gut, und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich von der Vorsitzenden des Seniorenbeirats, Sigrid Knollmüller, schon im Bus auf den Besuch der Kartause einstimmen.
In Buxheim im Allgäu befindet sich eine der bedeutendsten ehemaligen Niederlassungen der Kartäusermönche, das vermutlich bereits 1100 gegründet wurde und Anfang des 15. Jahrhundert an die Mönche übergeben worden war. Es gilt als besterhaltenes Kartäuserkloster Deutschlands. Im Kartausenmuseum können noch einige der kargen ehemaligen Mönchszellen besichtigt werden, in denen sich das gesamte Leben der Kartäusermönche abspielte: beten, meditieren und studieren. Die Kartäuser sind ein Männerorden, der in strenger Klausur nach den drei Grundregeln lebt: Armut -- Schweigen -- Gehorsam.
Teile der mittelalterlichen Klosteranlage wurden im 18.Jahrhundert durch die Gebrüder Zimmermann aus Wessobrunn im Stil des Barock und Rokoko umgestaltet: bis 1713 die Klosterkirche, das Refektorium und den Kreuzgang, 1727 die Pfarrkirche neben der Klosteranlage sowie zwischen 1738 und 1741 die St. Anna-Kapelle im Kreuzgang des Klosters.
Europäisch einmalig ist das prächtige und eindrucksvolle Chorgestühl von Ignaz Waibel aus dem 17. Jahrhundert. Das Chorgestühl hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Es wurde 1883 versteigert, nach England transportiert, in Einzelteile zerlegt und schwarz bemalt. Erst 1980 kehrte es nach Buxheim zurück und wurde seitdem aufwendig restauriert.
Nach der Besichtigung der Kartause stärkten sich die Besucher beim Mittagessen ehe sie zur Besichtigung des Bauernhofmuseums Illerbeuren aufbrachen. Ein sicherlich ereignisreicher und unvergesslicher Tag für die Seniorinnen und Senioren.
Da staunten die Besucher des Landsberger Schuhmuseums, die der Einladung des Landsberger Seniorenbeirats im Rahmen seines Kulturprogramms gefolgt waren. Denn über 2.000 Schuhe und mehr als 1.500 Schullöffel, eingetragen als die größte Schuhlöffelsammlung der Welt, hat Schuhmachermeister Heinrich Pflanz in seinem Schuhhaus im Vorderanger in Landsberg über mehr als fünf Jahrzehnte gesammelt, das seit fast 400 Jahren, gegründet 1625, im Familienbesitz ist.
Heinrich Pflanz begeisterte die Gäste mit seiner humorvollen Erzählung über die Entstehung des Schuhmuseums und vermittelte viele Informationen über die Herstellung und Herkunftsorte seiner Exponate. Goldbestickte Schnabelschuhe aus dem Orient, Jugendstilschuhe, Schuhe der englischen Leibgarde, das zuletzt von Louis Trenker getragene Paar Bergschuhe, Brautschuhe aus England von 1807 sowie drei Paar Schuhe aus der Wiener Hofburg konnten bestaunt werden. Bemerkenswert sind auch die Offiziersstiefel von Prinz Ludwig von Baden, die er bei einem tödlichen Duell getragen hatte, sowie die Schuhe von König Ludwig II.
Zu den beeindruckenden Ausstellungsstücken zählt ein Rodeostiefel, der aus einem einzigen Stück Leder vom Hinterlauf einer Kuh gefertigt wurde. Älteste Fußbekleidung sind versteinerte, 3000-Jahre alte Schuhe aus Ägypten. Auch die Schuhe Prominenter waren zu bestaunen wie die Tanzschuhe von Marika Röck, Tennisschuhe von Michael Stich, Fußballschuhe von Lothar Matthäus, Schlittschuhe von Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler.
Nicht nur aus Deutschland, aus vielen Ländern der Erde stammen die ausgestellten Fußbekleidungen, unter anderem aus China, Japan, Indonesien, Java, Nordafrika, Afghanistan. Interessant war auch die Vielfalt der Materialien, aus denen die Schuhe gefertigt sind: Birkenrinde (russische Schuhe aus einem Rentierkloster), Kamelleder, Fischbein, Muscheln, aus dem Metall einer Ritterrüstung aus dem 14. Jahrhundert, Palmblätter, Seegras, Schilf und sogar aus Silber.
Das Schuhmuseum kann nach vorheriger Anmeldung im Schuhhaus Pflanz besichtigt werden.
Im Rahmen des Seniorenkulturprogramms erläuterte Sigrid Knollmüller während einer Stadtführung die Bedeutung „Berühmter Frauen in Landsberg – vom Mittelalter bis zur Gegenwart“. Ziel dieser
spannenden Führung war es, die oft unbekannten Frauen zu entdecken und ihr wertvolles Wirken für die Stadt zu würdigen.
„Diese Frauen sind berühmt und wichtig für Landsberg selbst, aber nicht weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt“, begann die Sprecherin des Seniorenbeirats ihre Führung. Eine der frühesten
Gönnerinnen war sicherlich Elisabeth von Visconti (1374 – 1432), Herzogin von Baiern-München, Gemahlin von Herzog Ernst, Stifterin des Bayertores und Wohltäterin der Stadt, die die Stadt als
„Heiratsgut“ erhalten hatte. Im Verlauf der Jahrhunderte waren weitere Frauen maßgeblich an der Entwicklung der Stadt Landsberg beteiligt, wie etwa Maria Gräfin von Helfenstein (1543 – 1611), die
ihr beträchtliches Vermögen für die Ansiedlung der Jesuiten in Landsberg zur Verfügung stellte.
Doch nicht nur hochgestellte Frauen hatten einen bedeutenden Einfluss, auch "gewöhnliche" Frauen wie die "Gottselige Bäuerin" Katharina Lichtenstern (1694 – 1736) leisteten einen wichtigen
Beitrag. Sie lebte im sogenannten Hof des "Doktorbauern" in der "Berglervorstadt" und war eine bäuerliche Mystikerin, die auf dem Alten Friedhof begraben liegt. Das Holzkreuz auf ihrem Grab, das
als Mittel gegen Zahnweh gilt, muss regelmäßig erneuert werden.
In der neueren Zeit haben zahlreiche Frauen zum Wohl der Bürgerinnen von Landsberg gewirkt. Bereits 1719 wurde das Ursulinenkloster in Landsberg gegründet, einschließlich einer Mädchenschule. Die
Gründungspriorin Maria Anna Franziska von Pruggberg (1719-1737) sowie die Schwestern Hailberger (Maria Ursula und Maria Contantia) brachten ihre Mitgift in das Kloster ein, ebenso wie die
Schwestern Bergmiller, Maria Rosa und Maria Katharina. Ihr Bruder, der Barockmaler Johann Baptist Bergmiller, trug zur gesamten künstlerischen Ausgestaltung der Klosterkirche bei, einschließlich
eines bedeutenden Altarbildes.
Im "Hexenviertel" gründete Caroline Kempter (1856 – 1925) eine Malschule für Frauen und arbeitete von 1916 bis 1925 als Lehrerin im Münchner Künstlerinnenverein mit Sommer- und
Herbstmalaufenthalten in Landsberg. Die Frauen der Familie Herkomer trugen ebenfalls segensreich zur Entwicklung der Stadt bei. Margret, die Ehefrau von Hubert von Herkomer, rief 1929 die
"Hubert-von-Herkomer-Stiftung" ins Leben, während Gwenddydd, die Tochter von Hubert von Herkomer, der Stadt das Gelände rund um den Mutterturm vermachte.
Die Stadtführung zeigte eindrucksvoll, welchen nachhaltigen Einfluss Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten auf die Geschichte und Entwicklung von Landsberg hatten.
Der Landsberger Seniorenbeirat hat neben der Website und dem gedruckten Seniorenkulturprogramm ein weiteres Medium eingerichtet, um die Landsberger Seniorinnen und Senioren optimal mit
Informationen zu versorgen. Der kürzlich installierte Newsletter bietet monatlich wertvolle Informationen und Updates zu seniorenrelevanten Themen sowie Veranstaltungen in Landsberg am
Lech.
Die Anmeldung für den Newsletter ist einfach und unkompliziert. Auf der Webseite des Seniorenbeirats www.seniorenbeirat-landsberg.de befindet sich in der rechten oberen Ecke der Reiter "Newsletter". Nach dem Öffnen der Anmeldemaske können Interessierte ihre E-Mail-Adresse eingeben und bestätigen.
Daraufhin wird eine E-Mail von der Stadt versendet. Aus Datenschutzgründen ist es erforderlich, auf diese E-Mail zu antworten, um die Anmeldung nochmals zu bestätigen. Erst nach dieser zweiten
Bestätigung werden Interessierte in die Verteilerliste aufgenommen.
Sigrid Knollmüller, die Sprecherin des Seniorenbeirats, betont die Bedeutung dieses neuen Kommunikationskanals: „Mit diesem Newsletter bietet sich uns eine weitere Möglichkeit, noch besser mit
den Seniorinnen und Senioren ins Gespräch zu kommen. Denn wir wollen ja gerne auf alle Sorgen und Nöte unserer älteren Mitmenschen in Landsberg eingehen können und sie umfassend informieren.
Zusätzlich zu unserer monatlichen Sprechstunde in der Johann-Mutter-Str. 8. Über den Newsletter können wir nun direkt in Kontakt treten, denn hier bieten wir diverse Kontaktmöglichkeiten zur
Kommunikation an.“ Im Newsletter werden nicht nur die aktuellen Veranstaltungen aus dem Seniorenkulturprogramm nochmal vorgestellt, auch weitere Angebote von anderen Anbietern aus der
Seniorenarbeit sind dort zu finden. Sigrid Knollmüller lädt alle Interessierten herzlich ein, den Newsletter zu abonnieren: „Schauen Sie doch mal rein – wir freuen uns auf Ihre
Rückmeldung!“
Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl dankt dem Seniorenbeirat und hofft, dass viele Seniorinnen und Senioren das Angebot annehmen und den Newsletter abonnieren.
Vorsorgevollmacht, Betreuungs- oder Patientenverfügung? Unabhängig vom Alter müssen sich alle Erwachsenen mit der Frage auseinandersetzen: Wer soll meine Angelegenheiten regeln, wenn ich selbst
dazu nicht mehr in der Lage bin? In einem informativen Vortrag, organisiert vom Landsberger Seniorenbeirat, klärte Rechtsanwältin Vera Simeth-Lukas interessierte Bürgerinnen und Bürger über die
Rechtslage und die damit verbundenen Fallstricke auf.
Eine der Haupterkenntnisse des Vortrags war, dass ohne eine wirksame Vorsorgevollmacht das Betreuungsgericht einen rechtlichen Betreuer bestellt, wenn die Handlungsfähigkeit einer Person
eingeschränkt ist. Seit Anfang 2023 ist es Ehegatten gestattet, ohne Vorsorgevollmacht für ihren Partner zu handeln, allerdings ist dies auf einen Zeitraum von sechs Monaten begrenzt. Alle
anderen volljährigen Personen dürfen ohne Vollmacht nicht von Partnern oder Familienangehörigen vertreten werden.
"Überlegen Sie gut, wem Sie eine Vollmacht erteilen", warnte die Rechtsanwältin. Denn mit der Erteilung einer Vorsorgevollmacht sind weitreichende Rechte und Verpflichtungen verbunden, die im
Voraus mit der bevollmächtigten Person abgestimmt sein sollten. Diese Person kann nicht nur über den Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten entscheiden, sondern auch Geldgeschäfte im Namen des
Vollmachtgebers tätigen.
Vera Simeth-Lukas erläuterte zudem die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Vollmachten, die auch ohne notarielle Beglaubigung wirksam sind. Besonders betonte sie die Wichtigkeit,
Patientenverfügungen mit dem Hausarzt abzustimmen. Sollte keine geeignete Person als Vollmachtnehmer für die Vorsorgevollmacht zur Verfügung stehen, ist es allemal besser, eine
Betreuungsverfügung zu unterschreiben. In Landsberg bietet der Betreuungsverein des Roten Kreuzes Unterstützung und Beratung an. Weitere Informationen sind unter www.brk-starnberg.de
verfügbar.
Abschließend wies Vera Simeth-Lukas auf die kostenlose Broschüre "Betreuungsrecht" hin, die detaillierte Informationen zur Vorsorgevollmacht bietet und beim Bundesministerium der Justiz unter
www.bmj.de bestellt werden kann. Die Broschüre ist auch bei Thorsten Winzer in der Stadtverwaltung, Zimmer 0.13, und im Mehrgenerationenhaus der AWO erhältlich.
Die Veranstaltung des Landsberger Seniorenbeirats war eine wertvolle Gelegenheit, die Komplexität des Betreuungsrechts zu verstehen und den Bürgerinnen und Bürgern die Bedeutung rechtzeitiger
Vorsorgemaßnahmen nahezubringen.
Stadt Landsberg am Lech
Katharinenstraße 1
86899 Landsberg am Lech